Das Fest mit heidnisch-christlichen Wurzeln wird erneut in der Synagoge gefeiert

Auch in diesem Jahr (07.01.2024) fand zum vierten Mal eine Karnevalssitzung „Falafel & Kölsch“* im Gemeindesaal der Kölner Synagoge statt. Wie bereits drei Mal zuvor wurde die Veranstaltung vom Verein „Kölsche Kippa Köpp“ organisiert und vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde unterstützt.

„Wir müssen feiern, das ist Pflicht…“

Unter diesem Titel berichtet der Kölner Express über den Karneval in der Synagoge. Ein äußerst lesenswerter Bericht.

Es wird berichtet, dass der „Kölschen Kippa Köpp e.V.“ eine eigene Standarte (Plagge) hat, die auch gesegnet werden soll.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn regte an, dass sich der jüdische Verein einfach beim nächsten Karnevalsgottesdienst im Dom anschließen solle.“

An dieser Stelle appelliere ich an die Mitglieder des Vereins. Bleibt in der Kirche, Ihr seid dort „met Hätz un Siel kölsch“. Ich bin sicher, Ihr seid in der Kirche herzlich willkommen. Der Kölner Karneval darf niemals in einer orthodoxen jüdischen Gemeinde stattfinden. Wenn Ihr allen Juden wohlgesonnen seid, dann erweist den Juden, die nicht nur an G’tt glauben, sondern auch nach den Gesetzen der Halacha leben, ein wenig Respekt. Euer Karneval bringt diesen Menschen mehr als nur seelischen Schmerz.

Ihr habt ausreichend Möglichkeiten, die Veranstaltung auch außerhalb des Synagogengebäudes stattfinden zu lassen.

Bilder der Hamas-Geiseln und Opfern

#BringThemHomeNow https://media.bringthemhomenow.net/

An den Wänden des Raumes, in dem die Veranstaltung stattfand, hingen Bilder von Israelis, die am 7. Oktober von der Hamas entführt worden waren. Einige von ihnen wurden bereits ermordet, andere sind freigelassen worden. Diejenigen jedoch, die noch in Geiselhaft sind, müssen unter unmenschlichen Bedingungen leben.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es respektlos gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen ist, ein dieses Fest in einem Raum zu feiern, der gleichzeitig als Gedenkstätte für Leid und Trauer dient.

Auch Kuckelkorn betrachtete die Bilder der Hamas-Opfer betroffen.  „Hinter dem Sessionsmotto ‚Wat e Theater – wat e Jeckespill‘ (Was für ein Theater – was für ein Narrenspiel) steckt auch ein ernster Hintergrund, nämlich das Welttheater, was wir alle nicht mehr verstehen. Dennoch müssen wir feiern, das ist eine Pflicht.

Ich frage mich, wessen Pflicht ist das? Uns Juden?

Wir Juden müssen in der Synagoge ein Fest mit heidnischen Wurzeln und christlichen Elementen feiern? Und was müssen wir noch?

Müssen Juden wirklich in diesem Saal sitzen und sich an den Tänzen der Tanzmariechen erfreuen, während die Blicke der Terroropfer auf sie gerichtet sind, die vielleicht gerade in diesem Moment gequält, geschlagen oder vergewaltigt werden?

„über 90 Prozent unserer Mitglieder im Saal sind“

Noch unglaublicher erklärt der Verein-Präsident, Aaron Knappstein, die Notwendigkeit des Feierns nach dem Angriff der Hamas:

„Wir wissen, dass Jüdinnen und Juden schon immer ihre Feste feiern können, zu denen der Karneval zählt. Trotzdem vergessen wir nicht, was passiert ist. Wir haben es jedem überlassen, ob er feiern möchte oder nicht. Ich freue mich sehr, dass über 90 Prozent unserer Mitglieder im Saal sind.“

Die obigen Aussagen offenbaren eine bemerkenswerte Logik: Eine Veranstaltung wird organisiert, und dann wartet man ab, ob Teilnehmer erscheinen. Das ist mehr als lächerlich. Auf welche Juden, „die ihre Feste feiern können, zu denen der Karneval zählt“ bezieht sich Herr Knappstein hier?

Wenn einige wenige Juden heute den Kölner Karneval feiern, und möglicherweise ein paar Dutzend es vor dem Zweiten Weltkrieg gemacht hatten, legitimiert es keinesfalls die obere Verallgemeinerung.

Wenn heute ein paar Juden zusammen mit Hamas-Anhängern demonstrieren, käme niemand auf die Idee zu behaupten, die Juden stünden auf der Seite der Hamas.

Verallgemeinerungen sind das größte Übel und die Grundlage jeder Propaganda.

In dem aktuellen Beitrag auf report-K, steht „Inzwischen zählt der Verein 50 aktive Mitglieder und 150 Fördermitglieder“. Wie viele davon sind Mitglieder der Synagogen-Gemeinde, die bereits sind in diesen Räumlichten zu feiern?

Die Rolle des Gemeinderabbiners

Nach halachischem Gesetz ist es Juden strengstens untersagt, an nichtjüdischen Festen teilzunehmen, vor allem wenn diese heidnische Ursprünge aufweisen, christliche Elemente beinhalten oder als sinnlos betrachtet werden. Der Kölner Karneval, der historisch sowohl heidnische als auch später hinzugefügte christliche Elemente aufzeigt, sollte daher unter keinen Umständen in einer orthodoxen jüdischen Gemeinde gefeiert werden.

Ich möchte auch daran erinnern, dass im Synagogen Gebäude die deutsche Orthodoxe Rabbinerkonferenz untergebracht ist.

Ich habe das Thema „Karneval in der Synagoge“ ausführlich mit dem Gemeinderabbiner Yechiel Brukner besprochen und ihm meine Bedenken mit den halachischen Gesetzen begründet und auf die Meinung der großen Rabbiner (z.B. Rabbi „the Rav“ Joseph Ber Soloveitchik zt”l) verwiesen. Eigentlich sollte der orthodoxer Gemeinderabbiner dafür sorgen, dass seine Gemeinde nach halachischen Gesetzen lebt. Stattdessen „erzählte Rabbiner Yechiel Bruckner den zahlreich erschienen Mitgliedern der Karnevalsvereine mit einem historischen Exkurs von der Entwicklung des jüdischen Karnevals.“ (1).

In der jüdischen Tradition sind Rabbiner für die spirituelle Führung ihrer Gemeinden verantwortlich und sollen sicherstellen, dass die Praktiken der Gemeindemitglieder mit der Halacha in Einklang stehen. Die Unterstützung oder Duldung von Praktiken, die als halachisch problematisch angesehen werden, wirft Fragen über die Ausrichtung der Gemeinde auf.

Rabbiner in Deutschland ist ein hochbezahlter Beruf mit Gehältern im sechsstelligen Bereich. Wenn man so viel Geld für „…“ bekommt, muss man wahrscheinlich ein Auge zudrücken, um seinen Arbeitsplatz nicht zu gefährden.

Viele Gemeindemitglieder hatten gehofft, dass Rabbiner Brukner in diesem Jahr alles daran setzen würde, dass eine solche Veranstaltung nicht in den Räumen der Gemeinde stattfinden würde. Schade…

Versteckt vor den eigenen Gemeindemitgliedern

Übrigens wird die Karnevalssitzung im Gemeindeblatt (Ausgabe Januar 2024) nicht einmal erwähnt. Warum wird den Mitgliedern der Synagogen-Gemeinde Köln der Einblick in diese verborgene Welt der Synagogen-Gemeinde vorenthalten? Nur weil diese Veranstaltung ist nicht für die Mitglieder der Synagogen-Gemeinde Köln gedacht. Der „Kölsche Klüngel“ ist doch nicht für alle gut.

Das angepasste Zitat aus dem Buch (2) von George Orwell könnten sogar ein Motto für unsere Gemeinde sein: „Alle Gemeindemitglieder sind gleich, aber einige sind gleicher“.

Fazit

Der Kölner Karneval, so fröhlich und ausgelassen er auch sein mag, innerhalb der Mauern unserer Synagoge gefeiert zu werden, stellt eine falsche Entscheidung dar. Unsere Appelle sind den Veranstaltern (Vorstand KKK, Vorstand SGK) gleichgültig, für die eine orthodoxe jüdische Tradition keine Rolle spielt und ihren eigenen Wünschen sogar im Wege steht. (aktuelles Interview mit dem Präsidenten von Kölsche Kippa Köpp e.V. auf schwulissimo.de)

In diesem Jahr scheint die besondere Situation darin zu bestehen, dass die Bilder unserer Brüder und Schwestern, die ihr Leben durch Gewalt und Terror verloren haben oder sich in Gefangenschaft befinden, lediglich als Dekoration dienen.

Dies ist mehr als nur eine Frage unserer Tradition und Religion; es ist eine Frage der Menschlichkeit und des grundlegenden Respekts. Es geht mir nicht nur um die Bilder derjenigen, die an der Wand hängen, sondern um alle, die ihr Leben in diesem Terrorakt verloren haben. Ihre Seelen verdienen unseren Respekt, und es ist unsere Pflicht, ihre Würde zu bewahren.

P.S. Bitte teilen Sie diesen Beitrag!

 

(1) aus dem Beitrag in KSTA von Chiara Tiedemann, „Jüdischer Karnevalsverein startet mit „Falafel und Kölsch“ in die Session“, 07.01.2024

(2) Zitat aus dem Buch „Animal Farm


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